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Innehalten
Rogate – Betet!
Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. (Jakobus 5,16)
Die Glocke läutet jeden Abend und ruft zum Gebet. Anfangs kommt noch eine große Runde zusammen. Das furchtbare Geschehen in der Ukraine ist frisch, die Nachrichten voll von unfassbaren Gewalttaten. Unsere Stadt füllt sich mit Geflüchteten. Wir halten Friedensgebet. Ernstlich. Der Krieg geht unvermindert weiter, die Runde wird kleiner. Mutloser. Kein Frieden in Sicht! Das Bibelwort bewegt mich seit langem. Immer dann, wenn mein Gebet ins Leere zu gehen scheint. Liegt es an mir? Bin ich nicht ernst genug? Und was ist das: Ein „Gerechter“? Natürlich, ich erlebe auch viel hohles Gebet, Worthülsen, mehr in kunstvolle Formulierung verliebt als ein ernsthaftes, drängendes Rufen. Manchmal ertappe ich mich selber dabei. Der Autor des Jakobusbriefs führt Elia an. Dessen Gebet hatte bewirkt, dass es nach dreieinhalb Jahren Dürre wieder regnet in Israel. Wie muss man beten, dass man solche Antworten aus dem Himmel bekommt? Ich ärgere mich über die Erfolgsbedingungen für mein Gebet. Ich bin eben nicht Elia! Ich höre meinen theologischen Begleiter, der empört einwenden würde: Das ist gesetzlich! Unbarmherzig! Was können wir tun, wenn wir beten und sich nichts tut? Meine Antwort: Weiter beten. Weiter auf Antwort Gottes warten. „Wir können Gott nicht drängen. Wir denken an das, was uns lieb ist; Gott denkt an das, was zu seinem Lob und zu unserem Nutzen gereicht“, sagt einer. Gebet nicht als Eintagsfliege, sondern als Marathonlauf begreifen. Dranbleiben. Aushalten. Später vielleicht staunen.
Markus Herrbruck